Boden
Boden ist mehr als Fläche!
Böden erfüllen zahlreiche Funktionen für Mensch und Umwelt. Dazu gehören die Funktionen des Bodens im Naturhaushalt wie die Lebensraumfunktion, die Funktion als Speichermedium für Wasser und Kohlenstoff oder die Funktion als Filter- und Puffermedium für Schadstoffe (natürliche Bodenfunktionen). Hinzu kommen die Nutzungsfunktionen, zum Beispiel als Rohstofflagerstätte, Standort für Siedlung und Verkehr und verschiedenste wirtschaftliche Nutzungen. Darüber hinaus sind Böden Archive der Natur- und Kulturgeschichte (s. §2 Bundesbodenschutzgesetz).
Diese Multifunktionalität der Böden bringt große Herausforderungen mit sich, denn Böden sind eine begrenzte Ressource und ihre Nutzung steht häufig im Konflikt zu den natürlichen Bodenfunktionen.
Eingriffe in den Boden durch den Bergbau sowie bei Baumaßnahmen oder durch die Versiegelung von Flächen führen in der Regel zu einer Beeinträchtigung oder gar zum vollständigen Verlust der natürlichen Bodenfunktionen.
Um den Erhalt und die Wiederherstellung der natürlichen Bodenfunktionen – auch im Hinblick auf den Klimawandel – mit den vielfältigen Nutzungsansprüchen in Einklang zu bringen, bedarf es daher standortgerechter Bodenschutz- und Bodenmanagementkonzepte.
Boden im Struktur- und Klimawandel
Durch den Braunkohlebergbau wurden die Böden im Mitteldeutschen und Lausitzer Revier großflächig zerstört oder durch Stoffeinträge, wie sie bei der Braunkohleverbrennung entstehen, belastet. Ein beträchtlicher Anteil der geschädigten Flächen wurde inzwischen rekultiviert und als sogenannte Kippenböden für die Land- und Forstwirtschaft wieder nutzbar gemacht. Diese jungen, durch menschliche Aktivitäten geprägten Böden, sind jedoch noch äußerst empfindlich. Folglich bedürfen sowohl die verbliebenen natürlichen Böden als auch die rekultivierten Kippenböden Schutz und einen verantwortungsvollen Umgang mit ihnen.
Der Strukturwandel wird in den Revieren zwangsläufig zu Veränderungen in der Landnutzung und zu neuen Flächeninanspruchnahmen führen. Der Druck auf die begrenzte Ressource Boden wird somit nicht nachlassen. Land- und Forstwirtschaft, Siedlungs- und Verkehrsinfrastruktur, einschließlich Industrie und Gewerbe, sowie zunehmend die Erzeugung erneuerbarer Energien konkurrieren um Flächen und somit um Boden und stellen beteiligte Akteure und zuständige Behörden vor große Herausforderungen.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass intakte Böden große Mengen Kohlenstoff wie auch Wasser speichern und daher einen wichtigen Baustein für den Klimaschutz und die Klimaanpassung darstellen. Durch den Klimawandel und seine Folgen gewinnt der Bodenschutz an Bedeutung.
Ein nachhaltiger, klimaresilienter Transformationsprozess in den Revieren kann folglich nur gelingen, wenn Boden-, Gewässer- und Naturschutz gemeinsam gedacht und umgesetzt werden.
Das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) hat das »Mission Soil Manifesto«, eine Initiative der Europäischen Kommission, unterzeichnet und damit sein Engagement für eine nachhaltige Landnutzung bekräftigt. Mit der Unterzeichnung unterstreicht das Amt die entscheidende Rolle, die regionale Einrichtungen beim Schutz der Bodengesundheit und bei der Gestaltung widerstandsfähiger Landschaften für die Zukunft spielen können.
Sachsen steht vor einer konkreten Herausforderung: der Transformation einer seit 150 Jahren für die Braunkohleförderung genutzten Landschaft. In einem inklusiven Prozess, der unterschiedliche Interessen berücksichtigt, unterstützt das LfULG die Weichenstellung für einen zukunftsorientierten Wandel.
Der Boden im Zentrum der Transformation
Im Rahmen des Projekts »RegioNet WasserBoden« (Regionale Netzwerke für nachhaltiges Wasser- und Bodenmanagement) entwickelt und erprobt das LfULG ein Flächenbewertungsinstrument für das nachhaltige Management von Brach- und Kompensationsflächen. Mithilfe dieses Instruments werden ehemals industriell oder gewerblich genutzte Flächen, die inzwischen brachliegen, identifiziert und hinsichtlich einer Nachnutzung, Entsiegelung oder Renaturierung bewertet.
Dieser Ansatz leistet einen Beitrag zum Schutz wertvoller Böden, da weniger neue Flächen versiegelt werden müssen und verlorene Bodenfunktionen wiederhergestellt werden können. Wichtig ist, dass sich dieses Modell auch auf andere Regionen übertragen lässt.
Im Mittelpunkt dieser Bemühungen steht der Schutz des Bodens als natürliche Ressource. Der Bodenschutz sollte dabei jedoch kein Hindernis für den Wandel darstellen, sondern eine fundierte und ausgewogene Entscheidungsfindung unterstützen.
Zur Stärkung des Bodenschutzes und zur Gewährleistung eines sicheren Umgangs mit dem Boden werden im Rahmen des Projekts außerdem praxisnahe und anwendungsorientierte Empfehlungen für die bodenkundliche Baubegleitung erarbeitet. Diese Arbeiten erfolgen in Abstimmung mit verschiedenen Interessengruppen.
Das LfULG betont, dass ein erfolgreicher Wandel nur gelingen kann, wenn die Menschen vor Ort aktiv einbezogen werden. Deshalb bringt das Projekt Akteure aus Kommunen, Behörden und anderen Bereichen zusammen.
Dieser integrative Ansatz schafft Bewusstsein und stellt sicher, dass die Wirkung des Projekts über die üblichen Finanzierungszyklen hinaus anhält. Die Ergebnisse werden durch die geschaffenen Netzwerke, dauerhaft verfügbaren Daten sowie die im Projekt entwickelten praktischen Methoden und Bewertungsinstrumente konsolidiert
Ziele des Bodenschutzes und -managements
Der Erhalt und die Wiederherstellung der natürlichen Bodenfunktionen müssen im Rahmen einer ganzheitlichen Bewertung von Flächen mit Blick auf den Strukturwandel stärker berücksichtigt werden. Dazu gehören:
- die Begrenzung der Flächenneuinanspruchnahme auf das notwendige Minimum,
- die verbesserte Steuerung der Flächenneuinanspruchnahme auf bereits beeinträchtigte Standorte wie z. B. Brachflächen und Kippenböden,
- Stärkung des Bodenschutzes die Erarbeitung eines integrierten Flächenbewertungsinstruments (für Brachflächen) in Kooperation mit den regionalen Akteuren,
- eine verstärkte Berücksichtigung bodenschutzfachlicher Aspekte in Genehmigungsverfahren, mit dem Ziel der Minimierung schädlicher Bodenveränderungen, beispielsweise durch den Einsatz einer bodenkundlichen Baubegleitung.
Die Böden im Lausitzer Revier entstanden aus sandigen Ablagerungen der letzten Kaltzeit. Charakteristisch für Sandböden sind niedrige (saure) pH-Werte, eine geringe Nährstoffverfügbarkeit und ein vergleichsweise geringes Wasserspeichervermögen. Typische Böden in der Lausitz sind Podsole und Braunerden. Diese Böden verfügen, verglichen mit den Lössböden im Mitteldeutschen Revier, über eine geringe natürliche Bodenfruchtbarkeit. Sandböden sind außerdem empfindlich gegenüber Winderosion. Aufgrund ihrer hohen Durchlässigkeit nehmen sie Niederschlagswasser zwar schnell auf, können es aber kaum »festhalten«. Die Fähigkeit der Sandböden, Schadstoffe zu binden oder zu neutralisieren (»puffern«) ist ebenfalls gering und entsprechend empfindlich sind sie gegenüber Schadstoffeinträgen.
In tieferliegenden Bereichen im Süden des Lausitzer Reviers kommen vermehrt grundwasserbeeinflusste Böden (z. B. Gleye) und Moore vor. Ihnen kommt als Lebensraum, Wasser- und Kohlenstoffspeicher eine große Bedeutung zu. Durch Entwässerungsmaßnahmen und Absenkungen des Grundwasserspiegels wurden diese Böden stark überprägt und z. T. geschädigt.
Die natürlichen Böden wurden im Zuge des Braunkohleabbaus im Lausitzer Revier großflächig zerstört. Die rekultivierten Kippenböden bestehen aus umgelagerten Lockergesteinen verschiedenster Erdschichten und unterscheiden sich in ihren Eigenschaften von den natürlichen Böden der Region. Dort, wo die Kippenböden aus lehmigen Substraten bestehen, verfügen sie beispielsweise über ein höheres Wasserspeichervermögen als die Sandböden. Grundsätzlich sind die Kippenböden im Lausitzer Revier empfindlich gegenüber Stoffeinträgen. Außerdem neigen sie ohne ausreichende Kalkung zu starker Versauerung durch die Bildung von Schwefelsäure und zu Stoffausträgen (z. B. Eisen), die über das Sickerwasser in das Grundwasser und die Oberflächengewässer gelangen und diese belasten können.
Die Böden im Mitteldeutschen Revier entstanden aus eiszeitlichen Ablagerungen. Einen großen Flächenanteil in der Region nehmen Böden aus Löss und Sandlöss ein, welcher während der letzten Kaltzeit durch Wind abgelagert wurde. Nach dem Ende der letzten Eiszeit entwickelten sich aus den feinkörnigen Sedimenten u. a. Parabraunerden und Schwarzerden.
Lössböden verfügen über eine hohe natürliche Bodenfruchtbarkeit und sind durch eine hohe Wasserspeicherkapazität und gute Filter- und Puffereigenschaften gekennzeichnet. Gleichzeitig sind die Lössböden aber auch verdichtungsempfindlich und erosionsgefährdet – insbesondere durch Wasser.
Im Bereich der (ehemaligen) Tagebaue, wurden die natürlichen Böden großflächig zerstört. Auf rekultivierten Flächen der Bergbaufolgelandschaft findet man heute sogenannte Kippenböden, die sich in ihren Eigenschaften deutlich von den natürlichen Böden unterscheiden.
Diese jungen, vom Menschen geschaffenen Böden können zwar wieder land- und forstwirtschaftlich genutzt werden, erfüllen ihre Funktionen im Naturhaushalt bislang aber noch unzureichend – sie brauchen Zeit, um sich weiterentwickeln und stabilisieren zu können. Problematisch sind beispielsweise Stoffausträge (z. B. Eisen) aus den Kippsubstraten in das Grundwasser und die Oberflächengewässer, die bei starker Versauerung auftreten. Durch Kalkung kann die Versauerung verlangsamt und der Stoffaustrag in Gewässer unterbunden werden.
Mehr zum Thema Boden und Braunkohlebergbaufolgen auf den Boden finden Sie u. a. unter folgenden Links:
- Boden und Altlasten in Sachsen
- Bodenfunktionen
- Informationen zur Flächeninanspruchnahme
- Digitale Bodeninformationen des LfULG
- Fachinformationssystem Boden
Bei Fragen oder Anregungen wenden Sie sich gerne an die zuständigen Bearbeiter (Team und Kontakte) oder an das Funktionspostfach regionet.wasser.boden@lfulg.sachsen.de.